Heilkraft aus China
Viele verbinden mit TCM in erster Linie die Akupunktur, doch die bildet gar nicht den Schwerpunkt des asiatischen Heilsystems. Dessen eigentliche Säule ist vielmehr die Heilpflanzentherapie. Doch deren wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis fällt schwer. Erstens, weil die Zahl der chinesischen Heilkräuter - sie liegt mittlerweile bei über 10 000 - sehr hoch ist. Und zweitens, weil TCM-Ärzte die einzelnen Kräuter oft in großer Anzahl miteinander vermischen und lange auskochen, so dass man eine chinesische Arznei unmöglich standardisieren kann. Wird eine bestimmte Mixtur etwa von einem Arzt X zubereitet, so kann sie ganz anders wirken, als wenn der Arzt Y eine Mixtur aus denselben Kräutern zusammen mischt.
Nichtsdestoweniger existieren für einige Einzelkräuter und Kräutermischungen durchaus brauchbare Wirksamkeitsnachweise. Doch sie sollten den Patienten nicht dazu verführen, sich in Eigenregie irgendwelche TCM-Arzneien zu besorgen. Denn deren Wirksamkeit ist fraglich. Zudem fand man in ihnen schon bedenkliche Panschereien und sogar Gifte wie Cadmium, Quecksilber, Zinnober und Arsen, einige der Anwender erlitten sogar Leber- und Nierenschäden.
Auch sind aus China importierte Heilkräuter oft mit Pflanzenschutzmitteln belastet. "Chinesische Bauern können ihre Kräuter nach wie vor gut verkaufen, wenn sie unter Anwendung von chemischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln angebaut worden sind", erklärt Agrarökologe Wenjun Zhong, der sich hierzulande seit 1996 um die Einfuhr "sauberer" Heilpflanzen aus China bemüht. "Biologisch-dynamischen Anbau für Heilkräuter gibt es bis kaum".
Experten warnen daher vor einer Selbstmedikation mit billigen Tees und Fertigmixturen, die unter dem Deckmantel von TCM angeboten werden. Sie raten vielmehr zur Anwendung von Einzelkräutern, die hierzulande schon gut eingeführt sind und von Herstellerseite sorgfältig überprüft werden, oder aber gleich zum Aufsuchen von qualifizierten TCM-Ärzten oder Kliniken.
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